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Von Wurstverkäufern und Bauarbeitern

Nach einer kurzweiligen Einleitung durch Moderator Horst Fyrguth überzeugt Klaus Kohler gleich zu Beginn von dem Genie, durch das er sich nach eigener Aussage bereits pränatal schon auszeichnete. Mit begnadeten Händen spielt der beflügelte Mann sich mit „sauschweren“ Stücken durch die erste Halbzeit. Hierbei bietet er dem Publikum nicht nur tiefe Einblicke in die eigene Biografie, er weiß auch, wie Konstantin Wecker reagiert, wenn der Strafraum nicht mehr weit ist. Nichts überlässt er dem Zufall, so wird auch der tosende Applaus nach jedem Stück von ihm selbst dirigiert. Auch sein schauspielerisches Talent bringt er ein, wenn er sich inbrünstig in einen Wurstverkäufer einfühlt. Als Optimist zeigt er sich, wenn er erzählt, wie er trotz seiner ganz privaten Finanzkrise, mit der er seit seinem achten Lebensjahr kämpft, dafür sorgt, dass er seine Aktien doch noch einmal steigen sieht. Nach ersten Fachsimpeleien in der Pause und einer wagemutigen Diabolo-Show von Fryguth betritt Andreas „Spider“ Krenzke die Bühne und berichtet den Zuschauern zunächst von seiner ständigen Angst die Texte zu vergessen, die ihn ganz besonders plagt, seitdem er diese vorsichtshalber aufschreibt. Sein Sohn ist trotzdem stolz auf ihn, war Krenzke doch mal Bauarbeiter. Der Sohn würde das zu sehr idealisieren, meint Krenzke, der zu diesem Job auch nur kam, weil die Firma, die ihn als Leiharbeiter vermietete ihn wegen seiner viel zu komplexen Präteritum-Perfekt-Plusquamperfekt-Konstrukte verabschieden musste. Nicht nur gebaut hat er in dieser Zeit. Niemand erinnert sich mehr daran, aber Krenzke ist sicher: Als er mit seinem Bauarbeitertrupp damals frisch frisiert, manikürt und unerwartet poetisch die Frauen vom Baugerüst aus beglückte, da erfand er den metrosexuellen Mann. Seine nackte Frau zeigt für das Baugerüst vor dem Fenster wenig Verständnis. Wie auch? Sie weiß ja nicht, wie Bauarbeiter innendrinne wirklich sind …

Das Publikum entschied am Ende 6.57 : 3.43 zugunsten des beflügelten Mannes.

Unser KBL-Fotograf Daniel Berbig hat diesen Abend in Bildern für euch festgehalten …





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