Tabellenführer nicht zu schlagen

Sonntagabend im Zentrum Stuttgarts, nein, kein Tatort, nicht Prahl und Liefers sind die Stars, sondern Barbara Ruscher und Vocal Recall. Die einzigen Frauen in der Kabarettistenbundesliga treten auf. Da macht es auch nichts, dass sich Vocal Recall Boygroup nennt, sie sind schließlich die einzige Boygroup mit Frau.

Doch die erste Halbzeit gehört Barbara Ruscher, singend, rappend und erzählend. Auch wenn sie immer wieder betont, dass sie der Realität ins Auge blicken will, sie sei eben nur die Vorgruppe, kann sie ihr Publikum mit Fischstäbchen begeistern, „Panierfehler! Ein Fischstäbchen packt aus“ ist Programm.

Vor unseren ungläubigen Augen ersteht Ruschers Wohnviertel Köln-Sülz, Heimat unzähliger gutbetuchter Mütter, deren ganze Energie in die Behütung ihres Nachwuchses fließt, dagegen scheint die legendäre Mittelklasse-Mütterhochburg Prenzelberg völlig harmlos.

Ausflug in die Bundesgartenschau nach Koblenz, die bietet Sex, Sex, Sex, aber passt das, das mit der Ekstase und unserer Nase?

Und zurück nach Köln-Sülz, Kindererziehung heute, Prager-Eltern-Kind-Programm, Eltern und Babys werden Spielpartner, wenn‘s gut läuft, aber keine Sorge, bei Ruscher läuft es nicht gut, das Fiasko naht, sehr zum Amüsement des Publikums.

Aber auch Blödeleien sind Ruscher nicht fremd, wenn die Kuh keine Schuh hat, aber Muh macht, ja dann… Am Ende läuft Barbara Ruscher zu Hochform auf, wenn sie ach so gern ein Mann wär, was sie alles tun würde, wäre da nur nicht das eine Problem, die Erektion im Freibad.

Damit unter rauschendem Beifall in die Pause!

Auftritt Vocal Recall, Alice ganz in Gold, Dieter, Mathis und Martin am Klavier! Vocal Recall pflegt eine besondere Liebe zum Haushaltsgerät, da wird der wunderbare Tropfstopp der Kaffemaschine besungen. Und dann erst der Kühlschrank, hat das uptown girl noch nie was vom Abtauen gehört, das kennt doch inzwischen sogar der Gletscher! Vocal Recall wagt sich auch auf die Straße, dorthin wo Rapper Patrick um seine Streetcredibility kämpft, aber mit seiner feuchten Aussprache tut sich Patrick schwer.

Dieter kommt von der Landwirtschaft, er will jetzt sein Glück in Stuttgart machen, das Publikum darf ihn unterstützen und die Stuttgarter muhen, grunzen und gackern mit Begeisterung. Da muss sich doch der Traum vom sauberen Mechaniker erfüllen lassen, mit Inbrunst singt er „I can get no desinfektion… hey, hey, hey, hey, wo ist das Spray?“ Doch nicht nur die Stones, auch Ludwig van bekommt sein Fett weg, er soll doch bitteschön endlich aufhören mit seiner Elise, dieser leiernden Markise. Mit dem ganz besonderen Rundblick über die Geschichte der Schlager und Popmusik endet die zweite Halbzeit vor mitgerissenem Publikum.

Während der Stimmauszählung unterhält der Moderator Christian Langer sein Publikum auf das Beste, Dieter Bohlen sieht dabei ganz schön blass aus.

Ergebnis: Vocal Recall bleibt Spitzenreiter!

(Peter Schmidt)

Unser Fotograf Jürgen Hartlieb hat an diesem Abend für euch fotografiert,,,


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