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Beinahe Unentschieden in packendem Spiel vor begeistertem Publikum

Thomas Schreckenberger und Johannes Kirchberg begeistern an diesem kalten Sonntagabend. Eigentlich sollte es für Schreckenberger in Stuttgart ein leichtes Heimspiel werden, aber Kirchberg, Auswärtsspieler aus Hamburg, machte es ihm nicht einfach, von wegen kühler Norden. Das Publikum einigte sich am Schluss auf ein verdientes Unentschieden. Doch vorher war eine rasante Fahrt durch die deutsche Befindlichkeit angesagt.

Thomas Schreckenberger gibt am schwarz-rot-golden geschmückten Tischchen die Krisenkanzlerin, fast könnte man sagen, in ihrer unnachahmlichen Art, aber er schafft das mühelos, so kennen wir unsere Kanzlerin. Dann kommt die deutsche Angst dazu und alles wird nur noch schlimmer. Aber die deutsche Weihnacht wird es schon wieder richten, nicht bei Schreckenberger. Nach seiner Schilderung von Weihnachten nimmt ihm das Publikum gerne ab, dass er den Januar für die Erholung von diesem nicht enden wollenden Schrecken braucht. Nun ist Schreckenberger zu Hochform aufgelaufen, er schildert die Spitze der deutschen Politik mit Panzerfaust am Rollstuhl beim Orientierungsmarsch verirrt im Wald, da kann nur noch Erich Honecker helfen und das Publikum findet das äußerst amüsant. Schreckenberger klärt tiefe Rätsel der Gegenwart auf, z.B. warum bei IKEA-Möbeln die Anzahl der Kleinteile nie stimmt, dazu führt er uns in die unterirdischen Verliese des Möbelriesen. Er schafft es auch, Tote wiederauferstehen zu lassen, wenn Kinski die Kinder zu Bett bringt und ihnen Rotkäppchen vorliest, dann wissen wir: Gute Nacht Deutschland. Applaus!!! Pause.

Johannes Kirchberg ist dagegen dafür mit seinem unpolitisch korrekten Kabarett. Die Deutschen kämpfen immer noch um den Platz an der Sonne, den haben sie sich doch verdient, denn daheim ist der Himmel vermint, ein Meister des politischen Chansons, so kennt man es bisher nur aus Wien. Und dann erzählt uns Kirchberg von unserem Elend mit der Liebe, die deutsche Liebe, auf die sich nur Hiebe reimt, während sich im Süden fast alles auf Liebe reimt. Das Publikum ist begeistert, erkennt sich wieder und fühlt sich gleich besser. Ja der Deutsche hat es schwer, wieder taucht die deutsche Angst auf. Diesmal droht ein riesiger Lottogewinn, der dann doch nur Gefahr bedeutet, plötzlich wollen alle was davon abhaben. Um diese zu schützen, nimmt man doch lieber alles für sich allein. Ja, so kompliziert und entlarvend ist Kirchbergs „ich dagegen bin dafür“. Die Zuhörer und Zuhörerinnen wissen es zu schätzen.

Am Schluss hat das Publikum einen tollen Kabarettabend verbracht und weiß nicht zu sagen, welcher der beiden Spieler besser sein soll und so verteilen wohl die meisten ihre Punkte salomonisch halbe halbe auf beide.

(Peter Schmidt)

Unser Fotograf Jürgen Hartlieb nahm an diesem Abend die Kamera für euch zur Hand…



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