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Bauchmuskelkater-Alarm in Köln

Wenn heute in Köln Personen in gekrümmter Haltung Ihren Weg kreuzen, dann muss das nicht gezwungenermaßen mit dem Sauwetter zusammenhängen. Diejenigen, die sich gestern gegen Biergarten und Tatort und für die Kabarettbundesliga entschieden hatten, hatten zwar sicherlich einen amüsanteren Abend, aber heute vermutlich Bauchmuskelkater vom vielen Lachen. Kabarettbundesliga-Organisator Theo Vagedes höchstpersönlich führte das Publikum im Senftöpfchentheater durch zwei grandiose Halbzeiten.

Die ersten 45 Minuten gehörten Michael Feindler, der die Bühne stets bewaffnet betritt. Sein Geschütz ist sie Sprache und die hält er scharf, denn wie nur wenige weiß er wirklich damit umzugehen. Mit lyrischer Feinfühligkeit bietet er Einblick in die Themen seiner Generation und beschwert sich nicht wie die anderen über die Deutsche Bahn, sondern erklärt die unabdingbare Folge, die eine einzige Entlassung wegen Verspätung nach sich gezogen hat. Es waren sicher nicht nur die uminterpretierten Klassiker, die dafür sorgten, dass der ein oder andere sich, zu Hause angekommen, einen angestaubten Goethe-, Schiller- oder Tucholsky-Gedichtband aus dem Bücherregal zog.

In der zweiten Halbzeit erlebte man El Mago Masin, dessen Schwierigkeit Frauen aufzureißen nicht seinem Erscheinungsbild, sondern lediglich seinem Namen verschuldet ist. Er klagt dem Publikum sein Leid als junger Vater, der sich wundern muss, warum seine Freundin sich nicht so recht über den Sprössling freuen will. Offenbar ungern allein auf der Bühne, holt er sich dann und wann Verstärkung aus dem Publikum. So dient ihm Michael als intelligenter Buchständer, der „Bratwurst“ auf Fußtrittkommando nicht nur im Singular sagen kann. Zufällig erkennt er dann eine junge Dame, seinen Schwarm aus den frühen 50ern wieder. Dass diese  sich an eine Begegnung nicht erinnert, hält ihn nicht davon ab, die Situation dem Publikum mit „mindestens 12 Dioptrien“ zu demonstrieren. Den Text gibt die Dame originalgetreu als Playback wieder und das Publikum erkennt das klassische Kommunikationsproblem zwischen Mann und Frau. Auch in der Kunst kennt sich Masin besser aus als manch ein anderer und macht Schluss mit dem Gerücht, van Gogh habe sich sein Ohr im Irrsinn abgeschnitten.

Nach einer wirklich schwierigen Entscheidung für das Publikum und Zugaben der Künstler wird das Ergebnis bekanntgegeben: El Mago Masin überzeugte in der zweiten Halbzeit und wird dafür mit 5,48 Punkten von dem Publikum honoriert.

Unser Fotograf David Spitzenberger hat den Abend für euch in Bildern festgehalten.

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