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Andreas Thiel und Marcel Mann begeistern Herborn

Wir übernehmen an dieser Stelle den Spielbericht von Jörg Michael Simmer 🙂 siehe weiter unten.

Fotos: Gert Fabritius

Spieltag Nummer sechs der Kabarettbundesliga in Herborn. Und er brachte wieder einmal zwei höchst gegensätzliche Künstler in die KuSch: Comedian Marcel Mann und der Schweizer Satiriker und Philosoph Andreas Thiel.

Mann, von Hause aus Synchronsprecher für Filme und Serien, thematisiert seinen Job erfolgreich auf deutschen Bühnen und ist in zahlreichen Mix-Shows wie Nightwash oder dem Quatsch Comedy Club ein gefragter Mann. Seine Stimme dürfte spätestens nach dem Herborn-Auftritt dem einen oder anderen in Erinnerung bleiben. Denn die benutzte der geradezu zart und schmächtig wirkende Berliner nahezu ohne Pause. Denn Mann redet nonstop und in hoher Geschwindigkeit, so dass auch KBL-Moderator Theo Vagedes verblüfft konstatierte: „Wie macht der das?“

Dabei verwurstet Marcel Mann seine schwäbische Herkunft samt Familienbande ebenso wie seine markantesten Sätze als Synchronsprecher („Wir werden alle draufgehen“). In den vergangenen elf Jahren lieh Mann an die 200 Rollen in Film und Fernsehen seine Stimme. „Mich kann man in fast jedem Teenager-High-School-Film hören. Wenn ich erzähle, was ich beruflich mache, antwortet die Ökotante von nebenan nur, dass in anderen Ländern gar nicht synchronisiert wird.“ Doch der wortgewandte Comedian weiß, wie er solchen Leuten zu antworten hat: „Ja, in anderen Ländern gibt es auch keinen Strom oder fließendes Wasser, aber dafür einen Diktator!“ Allerdings macht ihn sein Beruf auch manchmal zu schaffen, wie er erklärt. „2017 war mein Jahr des Scheiterhaufens. Ich wurde in so vielen Filmen und Serien auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wenn jetzt mein Toast leicht anbrennt, werde ich schon nervös!“

Andreas Thiel, zweiter Künstler des Abends, war nicht zum ersten Mal in Herborn. Die regenbogenfarbene Punkermähne und der eisgekühlte Champagner sind Markenzeichen des blitzgescheiten, aber gar nicht massenkompatiblen Schweizers. Der Satiriker und Philosoph erklärt die Welt, so dass den Besuchern das Lachen im Halse stecken bleibt. Tiefschwarzer Humor, ganz ohne Un-, aber mit viel Hintersinn, nimmt die Zuschauer mit in eine Welt, in der der Nahost-Konflikt durch die Umsiedlung der Palästinenser in den Vatikan gelöst wird. „Ich mache Satire, die ist nicht lustig“, sagt Thiel, der dennoch genug Möglichkeiten bietet, befreit (oder doch erschrocken) zu lachen.

Und wenn das alles nichts hilft, dann schicken die Franzosen eben ihren Flugzeugträger Charles de Gaulle – der hat im Trockendock schon die Motoren auf Standby…

Political Correctness ist für ihn ein Synonym für Humorlosigkeit, dem er als Schweizer mit preußischem Migrationshintergrund sein Verständnis von Menschlichkeit im Miteinander entgegensetzt.

Helmut Blecher vom Herborner Tageblatt fasste es so zusammen: „Seine Mischung aus eloquenter Nörgelei, frechem Wortwitz und Anekdoten ist urkomisch und voll bitterer Realität. Andreas Thiels geistreiche Unterhaltung – fast ohne Schweizer Akzent – bringt ganz viel Erkenntnisgewinn.“

Letztlich gewann Andreas Thiel das Duell mit knapp 54 Prozent der Zuschauerstimmen und holte sich so den Tagessieg…

 

Autor: Jörg Michael Simmer

Jörg Michael Simmer ist seit 2001 Vorsitzender des Vereins „Herborner Heimatspiele e.V.“, dem er seit seiner Gründung 1990 angehört. Er ist für die Programmzusammenstellung in der Kulturscheune verantwortlich und seit 1984 aktiver Schauspieler.

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