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Gunzi Heil im Interview mit Ka-News


Gunzi Heil im Interview: „Karlsruhe – hier geht’s drunter und drüber!“ (I) [11]
Karlsruhe (smj) – Das Jahr 2010 brachte und bringt für Karlsruhe im Allgemeinen und auch für Gunzi Heil, den Karlsruher Kabarettisten und Puppenspieler ganz persönlich einige Neuerungen und Entscheidungen, die sich schon 2009 oder früher abzeichneten. Im Gespräch mit ka-news-Redakteur Stefan Jehle äußerte sich Gunzi zu aktuellen Fragestellungen.

Gunzi hat sich zuletzt mit seiner Puppenshow „Die Poppets“ und etwa der Persiflage auf den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki einen Namen gemachte. Einst hatte er „ziemlich lange“ an der Universität Karlsruhe studiert, bevor er im Jahr 2000 seinen Abschluss in Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte machte.

Im ka-news-Interview ließ er sich zu unterschiedlichsten Stichworten aus: U-Bahn, „Das Fest“, Kabarettbundesliga, KIT, Kulturhauptstadt 2010, Wintertief „Daisy“. Zwischendurch hatte er das Gespräch streckenweise unterbrochen. Gunzi tauchte aber wieder „aus dem Nichts“ auf und ließ uns auch an seinen Ausblicken teilhaben.

ka-news: Mich würden mal einige Verflechtungen interessieren, wie Du als Karlsruher und als Kabarettist diese Dinge siehst?
Gunzi: Ja, in den letzten Monaten war tatsächlich einiges – wo fangen wir an?

ka-news: Vielleicht bei der einschneidensten Entwicklung, dem Beginn des U-Bahn-Baus. Hast Du schon die Baustelle „Info-Pavillon“ am Ettlinger Tor gesehen? Was bedeutet dieses Bauwerk für dich?
Gunzi: Oh ja, den Infopavillon habe ich schon gesehen, und das Staunen über dieses Bauwerk ist sehr verbreitet. Ich habe auch festgestellt, dass viel Leute sich fragen, was das überhaupt ist und eigentlich soll. Ich glaube da herrscht ein großer Informationsbedarf. Vielleicht sollte man neben dem Infopavillon einen Infopavillon zum Infopavillon errichten, der informiert, worüber der Infopavillon informieren soll, damit die Leute wissen wo sie sich informieren können, wenn sie Informationen über den Infopavillon wünschen. Wir leben schließlich im Informationszeitalter, da sollte man mit Infopavillons nicht geizen. Vielleicht hätte man auch die Buden vom Weihnachtsmarkt das ganze Jahr über stehen lassen können und darin kleine Infopavillons errichten…

ka-news: Ein Journalist einer Sonntagszeitung schrieb da neulich, das sehe aus „wie ein Wehrturm“…
Gunzi: Aber die Frage ist dann: Wer wehrt sich noch? Alle, die sich gegen die U-Bahn bis zuletzt gewehrt haben, schauen jetzt in die Röhre – die dafür eigens gebaut wird. Aber es soll ja noch mit Werbeanbringungen versponsert und verschönert werden, so mit Leuchtschriften – vielleicht: „Infopavillon – Come in and find out.“

ka-news: Passend zum großen Ettlinger-Tor-Center?!
Gunzi: Damit hat es ja angefangen, als man vor fünf Jahren das ECE gebaut hat, um die Leute langsam aus der Kaiserstraße wegzulocken.

ka-news: Warum denn das?
Gunzi: Quasi als sanfte Umgewöhnungsmaßnahme, damit man in der Kaiserstraße jetzt in Ruhe nach der U-Bahn graben kann.

ka-news: Die kleinste U-Bahn der Welt, von der Du in Deinem Karlsruhe-Lied singst…?
Gunzi: Ja, genau. Und wenn dann die Leute nicht mehr zurück in die Kaiserstraße wollen, dann kann man die kleinste U-Bahn der Welt – so wie man es am Ettlinger Tor schon früher erfolgreich mit dem Substage praktiziert hat – zur größten Disco der Stadt umbauen. Man könnte dann über die ganze Länge der Kaiserstraße in der Tiefe verschiedene Discotheken, Musikclubs und Chilloutareas einrichten.

ka-news: Was versprichst Du Dir davon?
Gunzi: Das wäre dann wirklich deutschlandweit eine große Attraktion, ein großer Magnet für Karlsruhe, gerade für die Jugend nach Karlsruhe zu kommen. Einige würden dann vielleicht sogar da bleiben und versuchen hier zu heiraten. Dann hätte man also praktisch diese ECE-Center-U-Bahn-Kultur-Hauptstadt-Meile und das alles in einem großen Pulk zusammen gefasst. Man muss ja vordenken für den Fall, dass man bei den Grabungen beispielsweise an der zukünftigen unterirdischen Karstadthaltestelle ankommt und oben ist der Karstadt gar nicht mehr da, also viel drunter – nix mehr drüber!

ka-news: Das klingt wie ein neuer Slogan für das XXL-Schild an der Südtangente? Karlsruhe hat ja viel vor. Geht’s dir auch so, dass Du Dich um ein Weihnachtsgeschenk geprellt gesehen hast. Die hatten das ja mit dem E-Mail-Text überklebt, und den ausgerechnet vor Heilig Abend wieder abgenommen …
Gunzi: Ich glaube der Text „25 Jahre erste e-mail Karlsruhe“ war einfach irreführend, denn viele haben sich gefragt: Was? Haben die 25 Jahre für ihre erste E-Mail gebraucht? Nachdem das Stadtmarketing wahrscheinlich waschkörbeweise E-Mails bekommen hat mit Nachfragen, hat man jetzt die Aufkleber wieder runtergekrubbelt. Das war bestimmt viel Arbeit, wenn ich bedenke, wie mühsam es ist, nur ein kleines Preisschild sauber von einer CD-Box runter zu pfriemeln.

ka-news: Was wäre Dein Vorschlag für einen neuen Slogan im Jahr 2010?
Gunzi: …hm, vielleicht: „2010 – Das Jahr in dem wir Kontakt aufnahmen“ das klingt doch nach Kommunikation mit enorm großer Außenwirkung, aber ich glaube die Rechte liegen bei Peter Hyams. Oder vielleicht „Karlsruhe – total unterirdisch“ oder doch eine Kombilösung: „Karlsruhe – hier geht’s drunter und drüber!“

ka-news: Apropos bundesweite Ausstrahlung – Du spielst seit September 2009 in der „Kabarett-Bundesliga“. Was kann man sich darunter vorstellen?
Gunzi: Das ist eine neue Spielidee, die der Kölner Kabarettist Theo Vagedes ausgeklügelt hat, denn häufig wird in der Kleinkunstszene davon gesprochen „oh der spielt in einer anderen Liga“ oder ähnliches. Für diese Kabarettbundesliga wurden aus 100 Kabarettisten von einer Jury 18 Leute ausgewählt, die jetzt deutschlandweit in 18 der renommiertesten Kabarettbühnen auftreten, oder sozusagen „gegeneinander“ antreten, beispielsweise im Mainzer Unterhaus, im Renitenztheater Stuttgart oder in Berlin bei den „Wühlmäusen“.

ka-news: Oder im Tollhaus in Karlsruhe…
Gunzi: Ja – das ist quasi meine „Heimspiel-Bühne“ – ich trete ja auch in diesem Städtewettkampf als Vertreter von Karlsruhe an, nur dass es natürlich nur ein Heimspiel gibt, weil alle anderen Partien „auswärts“ stattfinden. Immer zwei bestreiten eine Halbzeit, spielen also 45 Minuten und das Publikum wählt am Ende den Tagessieger.

ka-news: Das klingt ein bisschen nach „Deutschland sucht den Superkabarettisten“?
Gunzi: Ha…(lacht) – glücklicherweise hat es damit nichts zu tun, denn alle Leute, die in der Kabarettbundesliga mitspielen, die machen das alle schon seit Jahren hauptberuflich, da geht’s für keinen um alles oder nichts – und wir müssen nach einem verlorenen Abend auch nicht ins Dschungelcamp.

ka-news: Kurze Zwischenfrage: Du spielst ja auch häufiger mit Annette Postel. Zusammen seid ihr „Das blonde Gift“. Glaubst Du Annette hätte das Zeug für „Deutschland sucht den Superstar“?
Gunzi: Das solltest Du sie vielleicht besser direkt fragen, da wär ich aber dann gern dabei, das heißt eigentlich wär ich dann doch lieber weit weg…

ka-news: Und wie stehst Du da, jetzt auch im Vergleich zum KSC?
Gunzi: In bisher sechs von sieben Partien hat das Publikum mich zum „Tagessieger“ gewählt, das ist natürlich schön, ich glaube Markus Schupp wäre zufrieden mit mir als Stürmer, aber im Endeffekt ist es wichtig, dass das Publikum an der Gesamtidee Spaß hat, neugierig wird, auch neue Leute anschaut, und gleichzeitig entsteht zwischen Künstlern und Theatern bei insgesamt 153 Partien in 18 Städten eine irre Vernetzung.

ka-news: Wie lange dauert diese Saison?
Gunzi: Hier im Tollhaus kann man bis Juni jeden Monat eine Kabarettbundesliga-Begegnung sehen. Für mich sind in diesem Turnier die nächsten Stationen Bremen, München, Stuttgart…

ka-news: … oh – ein Badener im Schwäbischen.?
Gunzi: …ja, vielleicht reist ja eine kleine Fankurve aus Karlsruhe an, das würde mir natürlich Rückhalt geben.

Der zweite Teil des Interviews folgt am Sonntag auf ka-news.
(Interview: Stefan Jehle)

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